Der MTV Wittmund ist seinen Wurzeln treu geblieben und steht Neuem offen gegenüber
Wittmund. (jos) Turnen, Leichtathletik, Surfen und Karate – das alles und einiges mehr gibts beim MTV Wittmund. Der Verein bietet nicht nur Sport für die breite Masse, sondern auch ein entsprechend weit gefächertes Angebot. Auf Zusatzbeiträge für einzelne Sportarten verzichten die Wittmunder jedoch.
Seit 155 Jahren bietet der MTV Wittmund Sportlern eine Heimat. Und seinen Wurzeln ist der Männerturnverein bis heute treu geblieben, auch wenn längst nicht mehr nur Männer in den unterschiedlichen Sparten aktiv sind. Doch Turnen steht in der Harlestadt noch immer hoch im Kurs. Etwa 650 der 1150 Mitglieder werden der Turnsparte zugeschrieben. Und während anderswo vor allem Mädchen in den Gruppen zu finden sind, haben die Wittmunder noch Leistungsgruppen für Jungen und Männer.
Aber der MTV hat inzwischen deutlich mehr zu bieten. Ob Mannschaftssport wie Hand- und Volleyball, Leichtathletik oder Karate – das Angebot hat sich breit entwickelt. Dass dabei auch einmal Sportarten wegfallen, gehört dazu. Die Tennissparte hat sich 1992 abgespalten und macht seitdem als TC Wittmund weiter. Andere Aktivitäten wurden im Laufe der Jahre eingestellt, oder durch andere ersetzt. Abgesehen von den Dauerbrennern ist das Sportangebot beim MTV dynamisch. „Wenn jemand mit einer Idee zu uns kommt, finden wir eine Lösung“, erläutert Henning Gralle, Vorsitzender des Vereins. So haben sich schon mehrere Sparten etabliert, die zunächst an eine andere Sportart angegliedert wurden.

Viele Gruppen organisieren sich selbst. Das liegt unter anderem an den Trainingsstandorten. Und die beschränken sich in Wittmund nicht nur auf das Stadtgebiet. Surfen ist in der Halle eben nicht möglich und beim Radwandern wäre es auch langweilig, immer dieselbe Runde zu drehen. Trotz der räumlichen Trennung, sind die Grenzen zwischen den Sparten oftmals fließend. Das liegt an der Struktur im Verein, denn Zusatzbeiträge gibt es für keine der Sportarten. Für 138 Euro jährlich kann eine ganze Familie sämtliche Angebote nutzen. So können sich die Kleinsten beim Kinderturnen austoben, später zum Karate gehen oder ihre Weitsprungleistungen verbessern, während die Eltern Handball spielen, sich dem Lauftreff anschließen oder bei „Fit ab 40“ in Form bleiben.
Trainings- und Hallenzeiten sind vielerorts ein Reizthema. Selbst innerhalb eines Vereins gibt es oft Streit um die raren Zeiten. Die Wittmunder sind in der glücklichen Situation, auf vier Hallen und verschiedene Sportplätze zurückgreifen zu können. „Da sind wir der Stadt, dem Landkreis und der Bundeswehr sehr dankbar“, macht Gralle deutlich. Auch der aktuelle Umbau des Stadions hat kaum zu Engpässen geführt.
Selbst die Sportabzeichenabteilung hat kaum gelitten. Weder die Corona-Einschränkungen, noch der Wegfall des Stadions hat sich ernsthaft ausgewirkt. Lediglich die Schul- und Ferienaktionen fielen weg und sorgten so für einen Rückgang der abgenommenen Prüfungen.

Dass die gute Ausgangslage in Bezug auf die Sportstätten auch genutzt wird, liegt an den mehr als 40 Übungsleitern, die im MTV aktiv sind. Mit ihnen steht und fällt das Angebot, weiß auch Henning Gralle. Entsprechend froh und stolz ist er, dass es in Wittmund gleich eine ganze Reihe guter Leute gibt. Auch wenn der MTV ein Breitensportverein ist, bringt die gute Ausbildung der Sportler ab und an Spitzenathleten hervor. Aktuelles Aushängeschild ist Fortuna Nkengue, die als Siebenkämpferin den Sprung ins Sportinternat nach Hannover geschafft hat. Doch sie ist ihrem Heimatverein weiter eng verbunden. In Zeiten des Lockdowns versorgt sie die Leichtathletikgruppe unter anderem mit Trainingsvideos, damit die Wittmunder weiter fit bleiben. Doch die Verbindung geht in beide Richtungen. Der MTV unterstützt seine junge Athletin nach wie vor mit der nötigen Ausrüstung. „Auf dem Niveau ist es mit einem Paar Turnschuhen ja nicht mehr getan“, sagt Gralle und grinst. Doch sein Fokus liegt weiter auf dem Breitensport. Hier ist der MTV stark und breit aufgestellt. So soll auch in Zukunft eine sportliche Heimat für alle in Wittmund erhalten werden.
aus "Anzeiger für Harlingerland" vom 21.01.2021