AUSDAUERSPORT - Edzard Wirtjes verrät Tipps für das Laufen im Dunkeln
Nach der Zeitumstellung wird es schon früh dunkel. Wer dann noch Lust auf Bewegung hat, ist gut beraten, einige Dinge zu beachten. Ossiloop-Organisator Edzard Wirtjes verrät, worauf es beim Laufen im Dunkeln ankommt.
Frage: Worauf kommt es beim Laufen in den kommenden Monaten grundsätzlich an?
Edzard Wirtjes: Anders als im Sommer, ist es im Winter schwieriger, die Menschen zum Laufen zu bewegen, weil es morgens oder abends dunkel ist. Da ist viel Motivation gefragt, um ins Freie zu gehen. Aber es lohnt sich. Wer es im Winter regelmäßig schafft, raus zu gehen, stärkt sein Immunsystem. Ein Aspekt, der auch gerade jetzt in der Grippe- und Erkältungszeit bedeutsam ist. Damit positive Effekte für das Immunsystem auftreten, sollten drei Einheiten pro Woche absolviert werden, jeweils mit einem Tag Pause dazwischen. Wichtig ist, dass man sein richtiges Tempo findet. Dafür ist es hilfreich, wenn man nach Puls läuft.
Frage: Weshalb die Pausen?
Wirtjes: Sie sind wichtig, damit sich der Körper erholen kann. Wer es übertreibt, dem werden schnell die Schwachpunkte seines Körpers aufgezeigt. Dazu zählt beispielsweise das Bindegewebe. Häufig stellen sich Knochenhautreizungen am Schienbeinbereich ein. Ebenso ist das Knie ein Problembereich. Dann leidet der Meniskus.
Frage: Was ist nun das A und O beim Laufen in der Finsternis?
Wirtjes: Dabei kommt es auf zwei Dinge an. Zum einen ist wichtig, dass ich gesehen werde. Beispielsweise von Autofahrern. Zum anderen geht es darum, dass ich sehen kann, wohin ich laufe, um rechtzeitig Stolperfallen zu erkennen.
Frage: Wie werde ich für andere gut sichtbar?
Wirtjes: Mittlerweile kann ich mich von Kopf bis Fuß einkleiden, sodass ich das Licht der Autos reflektiere. Es gibt Mützen, Jacken, Westen, Hosen und Schuhe, die Reflektoren aufweisen. Je größer, desto besser. Dazu kommen Arm- oder Beinbänder, die konstant leuchten oder blinken.
Frage: Für das eigene Sehen ist doch eine handliche Taschenlampe ausreichend, oder?
Wirtjes: Sie ist aber eher unpraktisch, weil man sie immer in der Hand halten muss. Viel besser sind mittlerweile Stirnlampen. Sie lassen sich komfortabel am Kopf tragen, weil sie immer leichter geworden sind. Darüber hinaus bringen sie viel Licht auf die Straße oder den Weg. So werden Schlaglöcher oder Bordsteine sichtbar. Gefährliche Trittfallen, die einem übel mitspielen können. Das ist mir auch schon das eine oder andere Male passiert, weil ich abgelenkt war. Wer mit Stirnlampen nicht zurechtkommt, der kann auf Lauflichter zurückgreifen, die am Bauch getragen werden.
Frage: Welche Farben sollte die Laufkleidung tragen?
Wirtjes: Ganz oben auf der Liste steht das Neongelb. Es ist der Klassiker. Danach gilt pink als sehr auffällig und gut sichtbar. Kaum nachvollziehbar, dass man immer wieder komplett dunkel gekleidete Läufer abends trifft, die nichts tragen, das irgendwie reflektiert. Das ist sehr gefährlich.
Frage: Wo sollte abends gelaufen werden?
Wirtjes: Möglichst da, wo man sich auskennt. Denn da kenne ich auch mögliche Stolperfallen und andere Hindernisse. Alles andere sind Experimente mit ungewissem Ausgang. Es sollten Straßen, Wege oder Plätze sein, die möglichst beleuchtet sind. Das macht vieles einfacher.
Frage: Gibt es eigentlich abends günstige oder ungünstige Laufzeiten?
Wirtjes: Das ist wohl individuell verschieden. Aber als Richtschnur gilt, dass der Körper zwischen 22 und 6 Uhr ruhen sollte. In dieser Zeit erfolgen die Reparaturarbeiten im Körper. Sie sind wichtig, damit wir fit durch den Tag kommen.
Frage: Es gibt Läufer, die gehen nur mit Stöpseln im Ohr auf die Piste und lassen sich mit Musik oder Hörbüchern beim Laufen berieseln. Was halten Sie davon?
Wirtjes: Kopfhörer sind nicht meine Sache. Man wird leicht abgelenkt. Das ist nicht gut. Sicherheit geht vor, also ohne Stöpsel im Ohr. Aber ich kenne Menschen, die brauchen auch während des Laufens Impulse. Denen ist das Rauschen des Windes oder das Vogelgezwitscher auf Dauer zu langweilig. Ich brauche die Stille und Ruhe beim Laufen. Zeit, um zu sich zu kommen.
Aus "Anzeiger für Harlingerland" vom 25.11.2020